In der Fachzeitschrift MMW-Fortschritte der Medizin (2010/43) erschien ein Beitrag von Dr. med. Andre-Michael Beer zum Thema „Schulmedizin oder Naturheilverfahren beim sinubronchialen Syndrom.“
Und was ist ein sinubronchiales Syndrom?
„Eine chronische oder rezidivierende Nasennebenhöhlenentzündung in Kombination mit chronischer Entzündung des Rachens und Kehlkopfes sowie Lungenerkrankungen wird als sinubronchiales Syndrom bezeichnet.“
Zum Stellenwert der Naturheilverfahren schreibt Beer:
„Trotz zahlreicher medikamentöser, operativer und physiotherapeutischer Therapieansätze wird ein beträchtlicher Anteil der Patienten in der naturheilkundlichen Praxis und sogar der stationären Naturheilkunde vorstellig, da die konventionelle Therapie oft nur unzureichend wirkt oder Nebenwirkungen der Behandlung beklagt werden. Eine Therapieerweiterung durch klassische Naturheilverfahren kann die Behandlungsergebnisse verbessern. Einen besonderen Stellenwert besitzt dabei die Phytotherapie.“
Und welche Heilpflanzen empfiehlt der Autor konkret:
„Zur Abschwellung und Sekretlösung werden Myrtol, Menthol, Cineol, Pfefferminzöl, Eibisch, Huflattich, Spitzwegerich, Isländisch Moos, Lindenblüten, Malvenblätter, Primel, Wollblume, Haselwurz, Thymian, Pestwurz, Efeublätter und ein Kombinationspräparat aus Eisenkraut, Enzianwurzel, Gartensauerampferkraut, Holunderblüten und Schlüsselblumenblüten eingesetzt. Deutsche Kamillenblüten, angewendet als Kopfdampfbad oder Spüllösung, haben zusätzlich antibiotische, antimykotische und immunstimulierende Wirkungen.“
Kommentar & Ergänzung:
Das sind alles relevante Heilpflanzen für die Anwendungsbereiche Nasennebenhöhlenentzündung / Rachenentzündung / Husten.
Allerdings kommt die Aufzählung etwas gar unsortiert daher.
Sie enthält schleimhaltige Heilpflanzen, die vor allem den Hustenreiz lindern und als Kräutertee angewendet werden: Malvenblätter (ich würde Malvenblüten empfehlen von Malva silvestris), Lindenblüten, Isländisch Moos, Eibisch, Spitzwegerich, Huflattich.
Myrtol / Cineol werden vor allem in Form von dünndarmlöslichen Kapseln eingenommen, die gegen Sinusitis (Nebenhöhlenentzündung) und Bronchitis wirksam sind.
Pfefferminzöl und sein Hauptinhaltsstoff Menthol werden vor allem in Form von Inhalationen angewendet.
Thymian und Primel (Schlüsselblumenwurzel) sind Bestandteile schleimlösender Hustentees. Die schleimlösende Wirkung von Hustenpräparaten mit Extrakten aus Thymian und Primel ist gut belegt.
Efeublätter wirken krampflösend auf die Bronchien und schleimlösend, doch bleibt festzuhalten, dass Efeu nur als Extraktpräparat angewendet werden soll und nicht in Form von Kräutertee.
Eine ähnliche Wirkung wie Efeu besitzt Haselwurz, der ebenfalls nur in Form von Heilpflanzen-Präparaten auf Extraktbasis angewendet werden soll, wobei es in der Schweiz zurzeit kein Haselwurz-Präparat in Handel gibt.
Huflattich enthält Spuren von Pyrrolizidinalkaloiden, die unter anderem lebertoxisch wirken können. Das hat Anwendungseinschränkungen zur Folge (keine Langzeitanwendung, nicht während Schwangerschaft und Stillzeit). Ich selber empfehle anstelle von Huflattich Malvenblüte.
Pestwurz enthält auch Pyrrolizidinalkaloide (PA). Nicht als Tee anwenden sondern nur in Form von PA-freien Extrakten. Die Anwendung von Pestwurz ist – jedenfalls in der Schweiz – sehr ungewöhnlich im Bereich Husten & Bronchitis. Wahrscheinlich wird Pestwurz hier als Bronchospasmolytikum aufgeführt, als Mittel mit krampflösender Wirkung auf die Bronchien.
Falls Sie sich Kompetenz im Bereich der Selbstbehandlung von Erkältungskrankheiten mit Heilpflanzen erwerben möchten:
Einen guten Überblick über die Behandlung von Erkältungskrankheiten mit Heilpflanzen bietet das Tagesseminar zu diesem Thema.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch